Auf qualitative Regulierung von Spielhallen setzen

Für Spielhallen gilt es bestimmte Mindestabstände einzuhalten – und zwar nicht nur zwischen den Casinos selbst, sondern auch zu Einrichtungen für Kinder und Jugendliche. Es geht einerseits darum, Minderjährige von Glücksspielhallen so lange wie möglich fernzuhalten, aber andererseits auch einfach nur darum, die Anzahl solcher Einrichtungen zu reduzieren. Aber was ist eigentlich damit gewonnen, wenn man die Menge an Casinos einschränkt? Der Vorstandssprecher vom Dachverband Deutsche Automatenwirtschaft e.V., Georg Strecker, hat sich diesbezüglich in einem Beitrag im Behörden-Spiegel kritisch geäußert.

Strecker ist der Meinung, dass eine quantitative Regulierung der Spielhallen ihr Ziel verfehlt, stattdessen solle eher auf eine qualitative Regulierung gesetzt werden. Ein erster wichtiger Schritt in diese Richtung ist schon einmal der Glücksspielstaatsvertrag, der ab Juli 2021 in Kraft treten soll. Die Landesgesetzt wollen jedoch, so wie es im Moment aussieht, nicht von den Mindestabstandsregeln abweichen. Diese zielen aber nur darauf ab, die Anzahl an Casinos zu reduzieren. Strecker weist darauf hin, dass die meisten Casino-Betreiber bereits jetzt den Spieler- und Jugendschutz sehr wichtig nehmen, und zwar sowohl aus Verantwortungsgefühl als auch aus Eigeninteresse. Aber was verspricht man sich eigentlich von einer Reduzierung der Menge an Spielhallen? Sollte man nicht vielmehr auf eine qualitative Regulierung setzen?

Zukünftig weniger Spielhallen – wem soll das helfen?

Viele Politiker gehen anscheinend davon aus, dass die Anzahl an Spielern gleichzeitig mit der Reduktion von Spielhallen sinkt. Aber ist dem wirklich so? Und wem soll überhaupt mit der Mindestabstandsregel geholfen werden?

Zunächst einmal liegt hier das Augenmerk auf den Kindern und Jugendlichen. Man will vermeiden, dass sie schon früh auf das Glücksspiel aufmerksam werden. Doch mittlerweile sollte eigentlich jeder wissen, dass Minderjährige unter 18 sowieso keinen Zutritt zu einem Casino haben. Zudem sind diese Etablissements in der Regel so gestaltet, dass man von außen keinen Blick ins Innere werfen kann. Das heißt, alles was Kinder und Jugendliche wahrnehmen können ist, dass an einem bestimmten Standort ein Casino existiert. Doch verführt das allein tatsächlich schon dazu, später einmal selbst mit dem Glücksspiel zu beginnen? Das wagen wir zu bezweifeln. Schließlich laufen viele Minderjährige auch täglich an Lotto-Annahmestellen vorbei, ohne dass jemand sich deshalb Gedanken machen würde. Auch mit der Werbung für das Lotto spielen werden sie im Alltag immer wieder konfrontiert. Wir finden, dass das Zocken in Spielhallen und das Lotto spielen durchaus miteinander vergleichbar sind. Unser Fazit dazu lautet also, dass die bloße Existenz von Casinos keine Gefährdung für das Wohl von Minderjähren darstellt.


Doch wie sieht es mit dem Spielerschutz im Allgemeinen aus? Die Abstandsregelung sieht vor, dass zwischen zwei Spielhallen mindestens 500 Meter Entfernung liegen müssen. Doch was sind schon 500 Meter für einen Erwachsenen? Noch dazu ist ja auch gar nicht gesagt, dass die Spieler immer in maximaler Distanz zum Casino wohnen. Wiederum müssen andere sowieso ins Auto oder in ein öffentliches Verkehrsmittel steigen, um ein solches Etablissement zu erreichen. Die Wirksamkeit dieser Abstandsregelung ist also mehr als fraglich. Das Einzige, was sicher ist, ist, dass sie vielen Menschen den Job kosten wird.

Wichtig ist unserer Meinung nach vor allem, dass man die Spieler an ein vergnügliches, aber dennoch verantwortungsbewusstes Glücksspiel heranführt. Dies kann aber nicht durch einen etwas weiteren Weg zum nächsten Casino geleistet werden. Falls für den ein oder anderen Spieler nämlich tatsächlich das nächste Casino zu weit entfernt sein sollte, wird er vermutlich nicht darauf verzichten, sondern sich in einem Online-Casino anmelden und dort eine noch größere Auswahl an Spielen genießen.

Was kann man mit qualitativen Regulierungen erreichen?

Sollten in Zukunft nicht mehr quantitative, sondern qualitative Regulierungen im Vordergrund stehen, wäre das schon einmal eine große Erleichterung für die Casino-Betreiber, da sie keine Angst mehr haben müssten, dass sie ihr Etablissement schließen müssen, nur weil es am falschen Ort liegt. Auch die Angestellten in den Spielhallen müssten dann nicht um ihre Jobs fürchten. Stattdessen könnte man versuchen, das Glücksspielverhalten der Menschen in geregelte Bahnen zu lenken. So könnten zum Beispiel Maximaleinsätze eingeführt werden oder eine Höchstspielzeit an den Automaten. Auch mit Einlasskontrollen kann einiges erreicht werden. Sie sollten allerdings nicht nur auf Basis des Alters, sondern auch in Bezug auf Selbstsperren vorgenommen werden. Wichtig wäre es, dass in jedem Casino in Deutschland diese Sperren abgerufen werden können. Um all diese qualitativen Verbesserungen umsetzen zu können, ist natürlich zunächst einmal kompetentes Personal erforderlich.

Im Großen und Ganzen handelt es sich bei den Regulierungen für Spielhallen also um ein recht komplexes Thema. Natürlich sind Spieler- und Jugendschutz wichtige Punkte, doch darf der Zugang zu den Casinos auch nicht so stark eingeschränkt werden, dass die Spieler lieber zu den illegalen Anbietern wechseln. Auch das zukünftig nur noch Online-Casinos besucht werden, ist zu vermeiden, denn dies würde das Aus für die ortsansässigen Anbieter bedeuten. Und auch, wenn die Online-Casinos ebenfalls in den Glücksspielstaatsvertrag mit eingebunden werden, können sie dennoch nicht dieselbe Überwachung der Spieler gewährleisten, wie ein Casino, in dem die Angestellten von Angesicht zu Angesicht mit den Menschen sprechen können. § 1 Nr. 2 des Glücksspielstaatsvertrages besagt:

 „Ziele des Staatsvertrages sind […] 2. Das Glücksspielangebot zu begrenzen und den natürlichen Spieltrieb der Bevölkerung in geordnete und überwachte Bahnen zu lenken, insbesondere ein Ausweichen auf nicht erlaubte Glücksspiele zu verhindern.“

Es ist also keine Rede davon, dass dieser natürliche Spieltrieb gänzlich unterbunden werden soll. Durch die Mindestabstandsregelungen könnte es aber passieren, dass mehr Menschen auf illegale Angebote ausweichen, da ihnen der Weg zur nächsten Spielhalle zu weit ist.

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