Ist mit der neuen GlüStV überhaupt noch ein Wettbewerb möglich?
Jedes Geschäft lebt auch immer vom Wettbewerb mit anderen. Doch wie sieht es derzeit für Online-Casinos aus? Viele aus der Branche sind der Meinung, dass dort ein Wettbewerb seit Ende 2020 kaum noch möglich ist. Schuld daran sind wohl die neuen Übergangsregelungen in Deutschland, die gelten, bis am 1. Juli 2021 der neue Glücksspielvertrag (GlüStV) rechtmäßig wird. Wie die Glücksspielanbieter schon jetzt, vor der gesetzlichen Umsetzung, mit den neuen Regelungen umgehen, ist jedoch sehr unterschiedlich. Während die einen schon jetzt alle gesetzlichen Vorgaben streng befolgen, picken sich andere nur ein paar davon heraus. Wieder andere Anbieter machen einfach genauso weiter wie zuvor auch. Kein Wunder also, dass es derzeit zu einer starken Verzerrung des Wettbewerbs bei Online-Casinos kommt.
Der Online-Glücksspielanbieter LeoVegas machte
seinem Ärger über diese Uneinheitlichkeit öffentlich Luft. Bei dem
Online-Casion handelt es sich um ein Aktienunternehmen. Erst vor Kurzem legte
es seinen Finanzbericht für das vierte Quartal 2020 vor. Der Anstieg des
Aktienkurses ist durch eine Umsatzsteigerung von 13 Prozent bedingt. Aus dem
Bericht geht ebenfalls hervor, dass Italien ein guter Markt für LeoVegas zu
sein scheint. Weniger gut kommt Deutschland weg, denn hier zeichnet sich im
vierten Quartal ein Umsatzrückgang ab. LeoVegas ist sich sicher, dass die
Änderungen zu diesem Rückgang geführt haben. Doch wie sehen diese Änderungen
für Online-Casinos eigentlich genau aus.
Die Regelungen des neuen GlüStV 2021 und wie sie den Wettbewerb beeinflussen
Seit dem Jahr 2012 war es jetzt sehr ruhig in
der deutschen Gesetzgebung für das Glücksspiel. Jetzt tut sich endlich mal
wieder etwas, aber die entsprechenden Unternehme sehen darin nicht nur Anlass
zur Freude. Einerseits ist es so, dass die Glücksspielanbieter eine gültige
Regulierung wollen, mit der sie auch in Deutschland ganz legal ihre Online-Casinos
betreiben dürfen. Andererseits ist es natürlich für sie, so wie für alle
anderen Unternehmen auch, elementar Umsätze zu erzielen. Die Regulierungen, die
am 1. Juli 2021 in Kraft treten sollen, könnten den Online-Casino-Betreibern
jedoch teilweise das Leben schwer machen.
Live-Casino-Spiele sind nicht erlaubt: So wie auch die regionalen Casinos haben auch Internet-Casinos meist
ihre festen Kunden, die immer wieder kommen. Dass diese nicht begeistert sind,
wenn ihre Lieblings-Tischspiele wie Blackjack, Roulette und Co. nicht mehr im
Angebot sind, ist klar. Bei den seriösen Anbietern, die sich schon jetzt an die
neue Reglementierung halten, ist dies bereits jetzt der Fall. Dies dürfte wohl
viele Spieler dazu veranlassen, zu den Online-Casinos zu wechseln, die noch
Live-Casino-Spiele bieten. Die logische Schlussfolgerung ist also: diejenigen,
die sich – wie es eigentlich auch gedacht ist – schon jetzt an das Verbot der
Live-Casino-Spiele halten, sind gegenüber denen, die das nicht tun,
benachteiligt. Und wie es scheint, haben die Unternehmen, die sich nicht daran
halten, derzeit auch gar nichts deswegen zu befürchten.
Die Einsätze werden eingeschränkt: Wie wir also bereits wissen, gibt es demnächst in den Online-Casinos
keine Tischspiele mehr. Was bleibt dann noch? Natürlich die guten alten
Spielautomaten. Doch auch dort arbeitet der Gesetzgeber mit Beschränkungen und
führt ein Einsatzlimit ein, das bei einem Euro pro Runde liegt.
Einsatzstrategien braucht sich so eigentlich keiner mehr zu überlegen und auch Highroller
(Spieler, die große Summen einsetzen) dürften so schnell genug vom Zocken
haben. Klar, dass solche Spieler jetzt
noch die Gelegenheit ausnutzen und die Online-Casinos aufsuchen, die noch
höhere Geldeinsätze erlauben.
Pausen müssen eingehalten werden: Viele schätzen bei den Automatenspielen vor allem, dass innerhalb
weniger Sekunden viele Spins drin sind. Wir sehen natürlich ein, dass es sinnvoll
ist eine kleine Paus zwischen die Runden zu packen, damit die Spieler Zeit
haben, mal wieder im realen Leben anzukommen. 5 Sekunden soll diese kurze
„Zwangspause“ dauern. Das Problem an der Sache ist jedoch, dass sich auch hier
nicht alle Glücksspielanbieter an die neue Regel halten. Dass der ein oder
andere Spieler jetzt zu einem Online-Casino überläuft, bei dem das Spielen noch
ohne Pausen funktioniert, ist kaum verwunderlich.
Einzahlungen werden limitiert: Zwar wird der Großteil der Spieler dadurch nicht abgeschreckt werden,
da sie sich solch hohe Geldeinsätze sowieso nicht leisten können, aber die
Highroller werden über die Einzahlungslimits nicht glücklich sein. Sie könnten
sich hohe Einsätze nämlich durchaus leisten. Es ist zwar im Gespräch, dass sich
Einsatzlimits durch die Vorlage eines Beleges über den Kontostand oder den
Verdienst erhöhen lassen, aber einfacher ist es natürlich, sich einfach ein
Casino zu suchen, in dem es kein Limit gibt.
Benachteiligung für die, die sich an die
Gesetze halten
Die Duldung der Online-Casinos, die im Oktober 2020 beschlossen wurde, beruhte auf der Verpflichtung der Casino-Betreiber sich jetzt schon an die bald rechtskräftigen Regelungen zu halten. Doch rechtliche Konsequenzen drohen denen, die sich noch nicht daran halten, augenscheinlich nicht. Es ist sogar eher so, dass diejenigen, die die Regeln schon jetzt befolgen, eher dumm aus der Wäsche schauen, da sie ihre Kunden verlieren. Schließlich können die regelkonformen Online-Casinos keine Live-Casino-Spiele mehr anbieten, das Spielen wird für Highroller uninteressant und viele Spins hintereinander sind nicht mehr möglich.
Warum sollte man sich als Casino-Betreiber
schon jetzt an die kommenden Regelungen halten?
Die Frage ist ganz klar: bringt es Casino-Betreibern
überhaupt etwas, wenn sie sich jetzt schon and die künftige Gesetzgebung
halten? Möglicherweise bekommen diese eine deutsche Lizenz ausgestellt. Aber
wäre es fair, sie denen zu verweigern, die sich erst ab dem offiziellen
Inkrafttreten am 1. Juli 2021 daran halten? Schließlich ist der GlüStV erst
dann gültig. Feststeht, dass derzeit, die die sich an die Vorgaben halten, im
Nachteil sind. Zudem gibt es auch noch einige Unklarheiten darüber, wie mit den
Online-Casinos verfahren werden soll, die sich nach dem offiziellen
Inkrafttreten des GlüStV, nicht dran halten. Eine Umgehung von Netzsperren wäre
recht einfach. Und wenn die legalen Angebote weiterhin für Spieler an
Attraktivität verlieren, zieht es sie verstärkt zu den Casinos hin, die sich
außerhalb des gesetzlichen Rahmens bewegen.
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