Online-Casinos und Spielhallen im neuen GlüStV – funktioniert das Zusammenspiel?
Am 1. Juli 2021 tritt der neue Glücksspielvertrag in Kraft, der eine Neuordnung des Glücksspiels in Deutschland mit sich bringt. Es kann tatsächlich sein, dass dann auch Online-Casinos in der Bundesrepublik eine offizielle Lizenzierung erhalten. Damit dies wirklich passiert, müssen allerdings noch 13 Bundesländer zustimmen. Selbst wenn alles im Staatsvertrag geregelt ist, müssen die Gesetze dann auch noch ins jeweilige Landesrecht übernommen werden, denn Glücksspiel bleibt trotz allem weiterhin Ländersache. Doch bereits jetzt tun sich schon erste Differenzen zwischen Online-Casinos und normalen Spielhallen auf.
Online-Casinos waren in Deutschland bisher
gesetzlich verboten. Derzeit werden sie lediglich geduldet, bis – wenn alles
gut läuft - am 1. Juli 2021 der GlüStV in Kraft tritt. Dann werden sie nämlich
gesetzlich legal. Dies gibt gleichzeitig Grund zur Freude, aber auch zum
Bangen. Auf der einen Seite ist das Glücksspiel dann endlich kein rechtsfreier
Raum mehr, auf der anderen Seite sehen sich die physischen Spielhallen dann
plötzlich mit einer großen Konkurrenz konfrontiert. Diese müssen sich sowieso
schon mit dem Problem der Mindestabstände herumschlagen.
Gehen Online-Casinos und –Poker als Sieger aus dem
Glücksspielstaatsvertrag hervor?
Jeder, der sich ein bisschen mit der
Glücksspielbranche auskennt ist der Meinung, dass eine Regulierung derselben
dringend nötig war. Bis jetzt sieht es auch so aus, als wären alle Bundesländer
mit dem neuen GlüStV einverstanden. Ein paar haben ihr Okay ja auch schon gegeben.
Was sich dann jedoch wirklich ändert, ist noch nicht sicher abzusehen. Allerdings gibt es schon seit Oktober 2020 die ein oder andere Änderung,
nämlich seit der Duldung der Online-Casinos. Die Duldung basiert auf der
Verpflichtung der Online-Casino-Betreiber, die künftigen Reglementierungen
jetzt schon zu befolgen. Nicht alle halten sich bisher daran, aber für
diejenigen, die das tun, (weil sie wahrscheinlich auf eine deutsche Lizenz
hoffen) bedeutet das, dass die Live-Casinos und Tischspiele wegfallen und
stattdessen der Fokus eindeutig auf den Spielautomaten liegt. Allerdings wurden
auch hier bereits vielfach die Limitierungen für Einsätze eingeführt.
Dass die Konzession auch Vorteile mit sich
bringt, steht außer Frage. Online-Casinos, die eine deutsche Lizenz erhalten,
sind dann hundertprozentig legal in Deutschland. Dies macht natürlich auch auf
die Kunden einen guten Eindruck. Auch seriöse Partner sind für lizenzierte
Casinos leichter zu gewinnen. Eventuell kooperiert dann auch der beliebte Zahlungsdienst
PayPal wieder mit den Online-Casinos – im Moment tut er das nämlich nicht. Feststeht
auf jeden Fall, dass davon eher die Internet-Spielbanken profitieren. Daraus,
dass die Tisch- und Live-Casino-Spiele wohl in Zukunft eher den regionalen
Spielhallen vorbehalten bleiben, können selbige auch kaum einen Vorteil ziehen,
denn – genauso wie auch Online-Casinos – sind sie dennoch mehr auf
Spielautomaten fokussiert. Die Konkurrenzsituation wird sich dadurch also wohl
eher noch verschärfen.
Lizenzen bekommt man nicht geschenkt: Online-Casino-Betreiber erhalten ihre deutsche Lizenz nicht einfach so,
sondern müssen bestimmte Auflagen erfüllen. Dazu gehören u. a. verschiedene
Regeln zur Risikominimierung des Glücksspiels wie zum Beispiel eine Sperrdatei,
auf die alle Spielbanken zugreifen können. Das bedeutet, dass eine Person, die
sich in einem Casino sperren lässt, auch in allen anderen Casinos gesperrt ist. Zudem soll auch die Glücksspiel-Werbung weniger offensiv werden.
Warum haben physische Spielhallen im Glücksspielrecht das Nachsehen?
Für physische Spielhallen gibt es tatsächlich mehrere Nachteile. Schon allein, dass die Online-Casinos überhaupt legitimiert werden, sorgt dafür, dass die anderen regionalen Spielhallen das Nachsehen haben. Schließlich gibt es dort eine so große Anzahl an Spielautomaten, dass diese definitiv nicht mithalten können. Schon allein vom Platz her wäre das gar nicht möglich.
Leider ist das aber noch nicht alles, denn von
den Landesregierungen bekommen die Spielhallen auch noch Stolpersteine in den
Weg gelegt. Es wird nämlich ein Mindestabstand von 500 Metern zwischen zwei
Casinos gefordert. Das bedeutet für viele Casinos und ihre Mitarbeiter das Aus.
Wer jetzt glaubt, dass die Online-Casinos ja auch Arbeitsplätze bieten, der liegt
falsch, denn die meisten von ihnen befinden sich im Ausland und bieten kaum
Jobs für Deutsche. Der baden-württembergische Automaten-Verband äußerte sich
wie folgt zum Mindestabstand: „Im digitalen Zeitalter sind Mindestabstände bei
Spielhallen absurd. Wir brauchen eine Regulierung nach Qualität, nicht mit dem
Zollstock.“ Und sind wir doch mal ehrlich: was sollen die Abstandsregelungen
für den Spieler- und Jugendschutz bringen, wenn jeder ganz einfach von zuhause
aus das Online-Casino seiner Wahl besuchen kann und dort noch mehr
Auswahlmöglichkeiten zur Verfügung hat. Trotzdem hat es den Anschein, dass
viele Landesregierungen auf den Mindestabständen bestehen. Dabei ist es doch
eigentlich sinnvoller für den Spielerschutz, wenn es mehr physische Casinos gibt,
in denen auch Mitarbeiter anwesend sind, die beratend und, wenn nötig, auch
regulierend eingreifen können.
Spielen die neuen Gesetze dem
Schwarzmarkt in die Hände? Es gibt natürlich
auch Spieler, die keine Online-Casinos aufsuchen möchten, sondern lieber
weiterhin in physischen spielen möchten. In Berlin zeichnet sich bereits eine
beunruhigende Entwicklung ab. Dorst gelten die Mindestabstandsregeln nämlich
bereits. Die Folge davon ist, dass sich die Anzahl illegaler
Glücksspielanbieter bereits um den Faktor zehn erhöht hat. Die Glücksspiele
werden dann ganz einfach in das Hinterzimmer der Shisha-Bar oder Kneipe um die
Ecke verlegt und niemand hat mehr Kontrolle darüber. Die Branchenvertreter sind
sich weitestgehend einig, dass unter Einhaltung gewisser qualitativer Regeln,
uneingeschränkt Lizenzen vergeben werden sollten.
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